Kommt es auf die Opas an? Warum beim Klima gerade die Älteren gefordert sind
Der 1949 geborene Achim Bubenzer hat ein erfolgreiches Leben als Physiker hinter sich, u.a. war er am Aufbau einer Pilotfertigungsanlage für Solarmodule beteiligt und Professor und Rektor einer Hochschule. Er könnte, wie er selbst schreibt, sein „Leben als rüstiger Pensionär beim Radeln und Baden am Starnberger See oder an lauen Sommerabenden bei einem Glas kühlen Weißwein genießen“. Er könnte auch an der Tankstelle für 150 Euro Diesel tanken und in seinem „bequemen Volvo 1.000 oder sogar 1.400 Kilometer fahren, auch im tiefsten Winter bei Eis und Schnee im gemütlich warmen Innenraum oder im Hochsommer bei über 40 Grad kurz vor Mailand mit Klimaanlage bei angenehmen 20 Grad“. Warum macht Achim Bubenzer das keinen Spaß (mehr)?
Es ist zunächst eine schlichte Wahrnehmung: „Die Erderhitzung ist längst bei uns in Mitteleuropa angekommen, sie ist hier und jetzt. Sie kommt nicht erst, wenn wir Älteren schon unter der Erde sind. Sie findet direkt vor unserer Haustür statt.“
Und da Bubenzer einerseits die Zeit hat und andererseits die wissenschaftliche Denkweise mitbringt, beschäftigt er sich mit der Situation genauer. Und er kommt zu dem Schluss, dass sie nicht hinnehmbar ist: „Wenn wir den Weg in die globale Klimaneutralität bis zur Mitte des Jahrhunderts nicht einschlagen, nehmen uns die Naturgesetze die Freiheit zum Handeln aus der Hand“.
In seinem Buch „Opa, du hast es doch gewusst!“ spricht er nicht, wie man zunächst vermuten könnte, mutmachend mit der Enkelgeneration, sondern fordernd mit seiner eigenen. Er schreibt: „Vor allem wir älteren Männer müssen jetzt – soweit wir es noch können – Verantwortung zum Handeln übernehmen, um den Klimawandel und die Erderhitzung mit allen Mitteln einzubremsen.“
Das mag zum einen aus einem schlechten Gewissen heraus geschehen. Aber wesentlicher erscheinen die sachlichen Schlüsse, die Achim Bubenzer aus der eigenen Vergangenheit zieht. So stellt er fest, „dass die traditionell praktizierte Form der Kommunikation der Klimakrise als Thema aus Ökologie, Umwelt und Wissenschaft mit viel Zahlen und Physik zu wenig gesellschaftlich-politisches Bewusstsein für einen wirklich entschlossenen Klimaschutz entwickelt hat“ und erkennt in dieser „Form der Kommunikation einen Kardinalfehler der gesamten ‚grünen‘ Umwelt- und Klimaszene“.
Zum anderen rechnet Bubenzer seiner Generation einen fatalen Hang zum Kompromisse machen vor. Auch in seinem Berufsleben sei dies das Erfolgsprinzip gewesen, schreibt er: „Ich hatte fast täglich im Umgang mit Menschen dafür gekämpft, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern fast immer Grauzonen, dass der Weg zu einem konstruktiven und erfolgreichen Miteinander über Verständnis und Kompromisse führt.“ Dieses Prinzip könne nicht länger gelten: Denn „beim Klimawandel gibt es tatsächlich keine Grauzone“. Politik als Kunst des Möglichen komme „in Zeiten der Erderhitzung“ an ihr Ende, sie stoße an „die unumstößliche Wand der Naturgesetze“.
Was Bubenzer vor diesem Hintergrund, ebenso selbstkritisch wie kompromisslos, seiner eigenen Generation und insbesondere seinen Geschlechtsgenossen an konsequentem Handeln abverlangt, wird er uns auseinandersetzen.
Die Veranstaltung ist kostenlos. Bitte melden Sie sich über den Veranstalter hier an. Sie können auch per Livestream dabei sein. Der Veranstalter verschickt den Link kurz vor Veranstaltungsbeginn an alle angemeldeten Teilnehmer*innen.
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