Klimagerechtigkeit
Mit zunehmend spürbaren Auswirkungen des Klimawandels drängen Fragen rund um Verteilungsgerechtigkeit und Verantwortung immer mehr in den öffentlichen Diskurs. Schließlich ist die Klimakrise an sich ungerecht: Diejenigen, die am meisten zu ihr beigetragen haben und immer noch beitragen, leiden häufig am wenigsten unter ihren Folgen. Sie wohnen in Ländern, die weniger betroffen sind, oder sie haben genügend Ressourcen, um sich und ihr Eigentum zu schützen.
Mit diesem Problem setzt sich die Klimagerechtigkeitsbewegung außereinander und fordert eine sozial gerechte ökologische Transformation, die auch die Bedürfnisse armer und marginalisierter Menschen – vor allem im globalen Süden – einschließt. Ein komplexes und vielschichtiges Thema, zu dem unsere Bücher und Zeitschriften Anregungen und Perspektiven liefern.
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Klimagerechtigkeit: Fragen & Antworten
▸ Was ist Klimagerechtigkeit?
Klimagerechtigkeit ist ein Konzept, das die Bekämpfung der Klimakrise mit Fragen nach sozialer Gerechtigkeit verbindet. Es berücksichtigt die Tatsache, dass der Klimawandel unverhältnismäßig jene trifft, die am wenigsten zu seinen Ursachen beigetragen haben. Meist sind das marginalisierte Gemeinschaften vor allem im globalen Süden, aber auch in Ländern des globalen Nordens sind ärmere Menschen stärker betroffen als Reiche.
Unter der Perspektive auf Klimagerechtigkeit stellen sich folgende Fragen:
- Wie können die für die Begrenzung des Klimawandels notwenigen Emissionsminderungen gerecht zwischen den Staaten und auch innerhalb eines Landes aufgeteilt werden, sodass sie von reicheren Ländern und Personen getragen werden und nicht zulasten ärmerer gehen?
- Wie können historische Ungleichheiten ausgeglichen werden und Länder im globalen Süden, die weniger zum Klimawandel beigetragen haben, in den nötigen Anpassungen unterstützt werden?
- Wie können marginalisierte Personengruppen, die am meisten von der Klimakrise betroffen sind, mehr in Prozesse und Entscheidungen zu klimapolitischen Maßnahmen eingebunden werden?
Klimagerechtigkeit basiert auf dem Konzept »Kontraktion und Konvergenz«, das vom Global Commons Institute im Jahr 1990 entwickelt wurde. Seitdem wurde es von vielen unterschiedlichen Gruppierungen und Akteur*innen weiterentwickelt.
▸ Wer sind die Hauptverursacher des Klimawandels – wer trägt die Verantwortung?
Die Hauptverursacher des Klimawandels sind menschliche Aktivitäten, insbesondere der Ausstoß klimaschädlicher Gase durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas. Die Industrieländer des globalen Nordens haben historisch den größten Anteil an diesen kumulativen Emissionen beigetragen. Obwohl Entwicklungs- und Schwellenländer in den letzten Jahrzehnten nachziehen, ist die Diskrepanz in den Pro-Kopf-Emissionen und der historischen Verantwortung zwischen reichen und armen Ländern signifikant.
Ähnlich verhält es sich mit der Verteilung von Emissionen zwischen ärmeren und reicheren Bevölkerungsschichten innerhalb eines Landes, denn höhere Einkommen und steigender Wohlstand führen zu mehr Konsum und Ressourcenverbrauch und somit zu mehr CO2-Emissionen. Von den acht Milliarden Menschen auf der Erde sind 800 Millionen, die oberen zehn Prozent, für fast die Hälfte der Treibhausgasemissionen verantwortlich (siehe Randers/Kellerhoff 2024).
▸ Was sind Beispiele für Klimagerechtigkeit?
Beispiele für Klimagerechtigkeit umfassen Maßnahmen und Politiken, die darauf abzielen, den Klimawandel zu bekämpfen, während gleichzeitig soziale Gerechtigkeit gefördert wird. Dazu gehören zum Beispiel
- Ausgleichszahlungen von Ländern im globalen Norden an Länder im globalen Süden, die so Kosten von Anpassungsmaßnahmen und klimawandelbedingte Schäden finanzieren können.
- Die Beteiligung indigener Völker und marginalisierter Gruppen an Entscheidungsprozessen im Klimaschutz, um sicherzustellen, dass ihre Stimmen gehört werden und ihre einzigartigen Kenntnisse und Perspektiven berücksichtigt werden.
- Steuerpolitische Maßnahmen wie zum Beispiel das »Klimageld« in Deutschland. Dieses Konzept sieht vor, dass aus Einnahmen der CO2-Steuer Teile an die Bevölkerung zurückgezahlt werden. Da ärmere Menschen meist weniger zum CO2-Ausstoß beitragen und so von einer CO2-Steuer weniger betroffen sind, erhalten sie proportional mehr Geld zurück als Reiche, deren CO2-Fußabdruck größer ist.
- Ein geplante und gerechter Übergang für Beschäftigte aus kohlenstoffintensiven Sektoren hin zu nachhaltigen, umweltfreundlichen Tätigkeiten, um sicherzustellen, dass niemand in diesem Transformationsprozess zurückgelassen wird.
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