Wie Schwarzerde das Klima schützen kann
Terra Preta wird auch die »Schwarzerde aus dem Regenwald« genannt. Ihr werden viele positive Eigenschaften zugesprochen: Sie schafft gesunde nährstoffreiche Böden und dadurch gute Ernteerträge. Einer ihrer Hauptbestandteile ist Pflanzenkohle, die sehr gut CO2 speichern kann. Was das mit dem Klimawandel und seiner Bekämpfung zu tun hat, erklärt Caroline Pfützner.
01.02.2020
Die Konzentration von klimaschädlichen Treibhausgasen wie Kohlendioxid, Methan und Lachgas in unserer Atmosphäre hat seit Beginn der Industrialisierung stark zugenommen – eine Entwicklung, die entscheidend zum aktuellen Klimawandel beiträgt und sich in der zunehmenden Erderwärmung und durch die Häufung von extremen Wetterereignissen zeigt. Hauptfaktoren der Treibhausgas-Emissionen sind die Verbrennung fossiler Energieträger, Abgase aus Verkehr und Industrie, die Abholzung und Brandrodung von großen Waldflächen sowie die Trockenlegung der Moore (2016 wurden allein in Deutschland ca. 4,6 Millionen m³ Torf abgebaut!).
Aber auch die industrielle Landwirtschaft spielt dabei eine große Rolle: 2015 war sie in Deutschland für 7,4 Prozent der gesamten Emissionen unmittelbar verantwortlich. Damit ist sie zweitgrößter Verursacher der Treibhausgase, wofür vor allem der energie-intensive Einsatz von Maschinen, Pestiziden und Kunstdüngern verantwortlich ist.
Außerdem wird durch die Intensivbearbeitung der Böden kontinuierlich Humus abgebaut, der nach den Ozeanen der weltweit wichtigste Kohlenstoffspeicher ist. Stickstoffdünger bewirken zudem die Emission von Lachgas, das 300-mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid, während durch intensive Tierhaltung und Reisanbau große Mengen Methan freigesetzt werden, welches 25-mal so schädlich ist wie CO2.
Für dieses Problem gäbe es eine einfache Lösung: Schwarzerde bzw. vor allem der darin enthaltene CO2-Speicher Pflanzenkohle! Um Landwirten einen zusätzlichen finanziellen Anreiz für humusaufbauende Maßnahmen zu bieten, könnten sie von staatlicher Stelle geldwerte CO2-Zertifikate bekommen, wenn sie den Humusgehalt ihrer Böden steigern – ein Modell, das bereits erfolgreich in der österreichischen »Ökoregion Kaindorf« praktiziert wird. Dort erhalten Landwirte aus ganz Österreich 30 Euro für jede Tonne nachweislich im Ackerboden gebundenes CO2. Diese Zertifikate, die jeder erwerben kann, werden inzwischen auch von Unternehmen wie etwa der Aldi-Tochter Hofer in Österreich gekauft, um damit Emissionen auszugleichen, die innerbetrieblich nicht vermeidbar sind.
Der CO2-Kreislauf
Eine Pflanze nimmt mittels Photosynthese Kohlendioxid aus der Luft auf und speichert den enthaltenen Kohlenstoff für die Dauer ihrer Existenz. Stirbt die Pflanze, verrottet sie und ihr Kohlenstoff wird zu etwa 99 Prozent in Form von Kohlendioxid wieder freigesetzt, während das restliche Prozent im Boden verbleibt und zum Humusaufbau beiträgt.
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Würde die Pflanze stattdessen verkohlt, blieben etwa 50 Prozent ihres ursprünglichen Kohlenstoffgehalts als Pflanzenkohle erhalten und würden auf diese Weise der Atmosphäre dauerhaft entzogen, da die Kohle für Jahrhunderte bis Jahrtausende stabil im Boden bleibt. Außerdem ermöglicht sie durch ihre humusaufbauende Wirkung die langfristige Speicherung von zusätzlichem Kohlenstoff.
Das größte Einsatz- und damit Speicherpotenzial hat Pflanzenkohle in der Landwirtschaft, allein schon wegen der Größe der Flächen, auf denen die Kohle ausgebracht und in der Folge Humus aufgebaut werden kann. Aber auch jeder Hobbygärtner trägt durch den Einsatz von Pflanzenkohle in seinem Garten dazu bei, der Atmosphäre dauerhaft CO2 zu entziehen.
Wie Sie Schwarzerde selbst herstellen und in Ihrem Garten anwenden, lesen Sie im Buch »Natürlich Gärtnern mit Terra Preta« von Caroline Pfützner.